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Bassins zu locken, ist folgendes. Hat ein einzelner oder eine Unternehmer-
gesellschaft ein Stück Land an sich gebracht, in dem das Vorkommen von
Naphtha zu vermuten ist, so beginnt man, ein 10—12 Quadratmeter
großes Feld abzugrenzen, auf dem ein sogenannter Bohrturm errichtet
wird. Man zimmert aus starken Eichenstämmen ein etwa 50 Meter hohes
Gerüst mit mehreren Etagebauten und umkleidet es mit ^dünnen Holz-
bohlen. Ein ungefähr 15 Meter tiefer Schacht wird inmitten des von
den Holzwänden umrahmten Raumes abgeteuft, und nun kann das Bohren
beginnen. Es geschieht vermittelst eines schweren Meißels, der senkrecht
im Innern des Bohrturmes an schmiedeeisernen, aneinandergeschraubteu
Stangen hängt und bei jedem wuchtigen Fall ein wenig gedreht wird.
Je nach der Beschaffenheit des Gesteins vermag dieser Meißel in 24 Stunden
2—4 Meter des Erdreichs durchzustoßen. In die ausgebohrte Strecke
werden Röhrenstücke von 3/4 Meter im Durchmesser eingesetzt. So entsteht
allmählich eine lange Röhrensäule, die den Stangenbohrer stets in gerader
Richtung hält und dem ausströmenden Naphtha gleich einer Brunnenröhre
die nötige Fassung gibt.
Ist ein unterirdisches Naphthabassin angeschlagen, so schießt mit
mächtigem Druck eine hohe Fontäne aus der Erde. Oft ist die Kraft
der mit Schlamm und Steinen untermischten flüssigen Masse von solcher
Stärke, daß sie das gesamte Gestänge des Bohrturms und seine Kappe,
auf der die Hebemaschinen stehen, in wenigen Sekunden zertrümmert und
weit in die Luft schleudert. Wenn das Gleichgewicht zwischen dem Druck
der äußeren Atmosphäre und der Spannung der im Erdinnern treibenden
Gase hergestellt ist, so hat der aufsprudelnde Springquell sein Ende er-
reicht. Jetzt geht man an die Arbeit, aus dem Röhrenschacht vermittelst
sinnreich konstruierter Blechzylinder das in der Tiefe stehende Naphtha zu
schöpfen. Durch Holzröhren leitet man das Naphtha in große, ausge-
mauerte Behälter, die rings um den Bohrturm angebracht sind.
Das „Glück" zeigt sich bei dem Kampf um die Naphthagewinnung
als die fast einzig regierende Macht. Dem einen schlägt eine Fontäne tage-,
ja wochenlang — den Gebrüdern Nobel gab einmal ein Springquell in
einem einzigen Tage 70 000 Pud (1 Pud ist 32,76 Pfund) und fünf andere
reiche Fontänen in einem Jahr 80 Millionen Pud —, der andere hingegen
vermag monatelang nur Schlamm und Wasser aus seinem Bohrloch zu-
tage zu fördern. So gibt sich die Naphthabohrung als tolles Glücks-
spiel. Hier werden beträchtliche Kapitalien fruchtlos vergeudet, dort fließen
Millionen in wenig Tagen in die Taschen des vom Glück Begünstigten.
Da das Pud Noh-Naphtha 17x/2 Kopeken kostet und die Betriebsunkosten
sich auf kaum 4 Kopeken das Pud stellen, bietet die Naphthabohrung ein
höchst einträgliches Geschäft (1 Kop. ----- 2,16 Pf.).
Ein besonders krasser Fall, der beweist, daß nur Zufall und
Glück den Ausschlag geben, hatte sich während meiner Anwesenheit
unweit Baku zugetragen. Ein wohlhabender Tatare hatte auf seinem
Grundstück einen Bohrturm errichtet, hatte monatelang arbeiten lassen, doch
ohne Erfolg. Er verkaufte seine Felder, sein Vieh, sein Haus, um immer
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die von ihnen auf uns herabschauten, sahen aus wie im Himmelsblau
stehende Zwerge. Aber ich muß kürzer sein, wenn ich überhaupt fertig
werden will.
Wir sollten bloß 15 englische Meilen weit fahren, da diese Strecke groß
genug war, um die Geschwindigkeit der Maschine zu zeigen und uns zu dem
wunderbarsten und schönsten Gegenstände auf der Bahn zu führen. Nach-
dem wir diesen felsigen Durchschnitt durchfahren hatten, fanden wir uns
auf Dämme von 10—12 Fuß Höhe gehoben und kamen dann zu einem
Moore oder Sumpfe von bedeutender Ausdehnung, auf den kein menschlicher
Fuß treten konnte, ohne einzusinken, und doch trug es den Weg, der uns
trug. Dies Moor war in dem Gemüte des Komitees der große Stein
des Anstoßes gewesen, den wegzuräumen Stephenson gelungen war.
Ein Fundament von Korbwerk, erzählte er, sei auf den Morast geworfen,
und dessen Zwischenräume wären mit Moos u. dgl. ausgefüllt worden.
Hierauf war Lehm und Boden geschüttet worden, und die Bahn schwimmt
in der Tat auf dem Moore. Wir passierten es mit einer Geschwindigkeit
von 25 englischen Meilen, und wir sahen das Wasser auf der Oberfläche des-
selben bei unserm Vorüberfahren zittern. Verstehst Du mich? Hoffentlich!
Die Aufdämmung war nach und nach höher gestiegen, und an einer
Stelle, wo der Griurd noch nicht genügend gesetzt war, um Dämme zu
bilden, hatte Stephenson künstliche aus Holz gebildet, um welche die Erd-
maffen hergehäuft wurden. Er sagte, er wisse wohl, daß das Holz ver-
faulen würde; bis dahin aber werde der darüber geschüttete Erdkörper
genügend gefestigt sein, um die Bahn zu tragen.
Wir waren nun 15 Meilen weit gefahren und hielten da, wo die
Bahn ein weites und tiefes Tal überschritt. Stephenson ließ mich ab-
steigen und führte mich hinab bis auf den Grund des Hügeltales, über
das er, um seine Bahn horizontal zu halten, einen prachtvollen Viadukt
von neun Bogen geschlagen hat, von denen der mittelste, durch den
wir das ganze reizende, kleine Tal überblickten, 70 Fuß hoch ist. Es
war lieblich und wundervoll und großartig und zugleich über alle Be-
schreibung !
Hier an Ort und Stelle erzählte er mir manches Sonderbare von
diesem Tale: wie der Grund in demselben für die Gründung seiner
Brücke sich so ungünstig gezeigt habe, daß es notwendig geworden sei, sie
auf ungeheuer tief in den Boden getriebene Pfähle zu stellen usw. Er
erklärte mir die ganze Konstruktion der Dampfmaschine und sagte, daß
er aus mir einen famosen Ingenieur machen wollte — was ich ihm an-
gesichts der viel größeren Wunder, die er getan, glauben mußte. Seine
Art sich auszudrücken, ist eigentümlich, doch überraschend, und ich verstand
ohne Schwierigkeit, was er mir sagte. Wir kehrten dann zu der übrigen
Gesellschaft zurück, und nachdem die Maschine Wasservorrat erhalten hatte
und unser Wagen hinter diese gestellt war — denn sie kann sich nicht
drehen —, fuhren wir davon mit der größten Geschwindigkeit der Maschine,
35 englische Meilen in der Stunde — schneller als ein Vogel fliegt.
Du hast keinen Begriff davon, was das Durchschneiden der Luft für
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bald weiter geht, und hoffen, daß es in Ostafrika grüner aussieht und
nicht so heiß und trocken ist. An einem Schiff fahren wir vorbei, das
vor einigen Jahren von einem andern niedergerannt ist und nur mit den
Mastspitzen aus dem Wasser heraussieht. Wie leicht kann es sein, daß
auch wir hinabsinken auf den Meeresgrund! Im Golf von Aden haben
wir noch einmal die ganze Glut der Tropenhitze durchzukosten, jedoch nur
einen Tag, dann dampfen wir herum um das Kap Guardafui und be-
finden uns im indischen Weltmeer. Woge auf Woge drängt gegen uns
an. Wir fahren dem Südwestmonsun entgegen und haben Meeres-
strömungen zu überwinden. Fast will es scheinen, als würden wir zur
Umkehr gezwungen, doch der „Kaiser" ist ein gutes Schiff, es nimmt den
Kampf auf mit Wind und Wellen. Freilich es ächzt und rollt und
stampft; bald bäumt es sich auf, als wollte es den Himmel erstreben,
bald bohrt es sich hinein in die Tiefe der Wogen, daß es laut klatscht
und das Wasser reichlich über das Deck strömt, aber vorwärts drängt es,
wenn auch nur langsam.
Doch wie geht es den armen Passagieren? Aller Übermut und alle
Lebenslust sind dahin. Sie liegen in ihren Kammern teils auf den Betten,
teils auf der Erde, zum Frühstück kommen wenige. Einige haben sich
auf das Deck hinaufgeschleppt und sitzen an einem geschützten Platze. Sie
sehen bleich aus und machen ein Gesicht, als wollten sie sterben. Alle
überlegen, ob denn wirklich keine Möglichkeit gewesen ist, die Reise auf
dem Lande zu machen. Könnte man nur herunter vom Schiff, doch
rings herum nichts als Himmel und Wasser, kein Land, kein Schiff ist
zu erspähen; nur Delphine tummeln sich um uns herum, als wollten sie
uns verspotten. Bald begleiten sie das Schiff im munteren Spiel, bald
schwimmen sie dicht vor dem Bug des Schiffes als die Vorreiter der
See, gelockt durch die Gefahr. Scharen von fliegenden Fischen schnellen
sich in die Höhe, geängstigt durch einen Hai, und verschwinden wieder in
geringeren Entfernungen.
Nach einigen Tagen wird es ruhiger. Viele Passagiere haben die
Seekrankheit bald überwunden, die anderen werden sie nicht wieder los,
bis sie Land unter den Füßen haben. Nun wird der Äquator über-
schritten, und die Matrosen machen ihre derben Späße bei der Linien-
taufe. Wir kaufen uns los mit einigen Flaschen Bier; denn es ist nicht
angenehm, mit einem Maurerpinsel eingeseift zu werden und dann es
über sich ergehen lassen zu müssen, wie man möglichst ungeschickt ab-
geschabt wird mit einem mächtigen Messer aus Holz, wie man abgespritzt
wird mit der Dampfspritze und ordentlich untergetaucht wird in einem
Bassin, das auf dem Verdeck mit Hilfe eines Segels hergestellt ist.
Spaß haben daran wohl nur die Matrosen und die Zuschauer.
Fast drei Wochen sind wir auf See und sehnen uns recht nach dem
Ende der Fahrt; denn man kann zu wenig tun auf dem Schiffe, es ist
zu unruhig durch die vielen Menschen. Mit Jubel wird daher das
Land begrüßt, das zur Rechten auftaucht, es ist Ostafrika. Man sieht
niedrige Berge und grünes Gebüsch. Morgen früh laufen wir ein in Tanga.
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Das Schiff geborsten, das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!
*
* *
Alle Glocken geh'n; ihre Töne schwell'n
himmelan aus Kirchen und Kapell'n,
ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
e i n Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
und kein Aug' im Zuge, das tränenleer.
Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
mit Blumen schließen sie das Grab,
und mit goldener Schrift in den Marmorstein
schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:
„Hier ruht John Maynard. In Qualm und Brand
hielt er das Steuer fest in der Hand;
er hat uns gerettet, er trägt die Krön',
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."
Theodor Fontane.
37. Erste Hilfe bei Unglücksmen.
i.
Es war an einem schönen Sommertag im vorigen Jahre, als
auf schaumbedecktem Rosse ein Reiter vor mein Haus sprengte mit
der Nachricht, daß auf einem großen Gute, welches mehr als zwei
Meilen von hier entfernt liegt, der einzige Sohn der Besitzerin, einer
Witwe, in den Teich gefallen und ertrunken sei. Sie ließ mich bitten,
so rasch als möglich zu ihr zu kommen. Ich ließ sofort anspannen
und fuhr, was die Pferde laufen konnten, hinaus, allerdings ohne
Hoffnung, noch helfen zu können; denn vor zwei Stunden konnte ich
kaum an Ort und Stelle des Unglücks sein. Als ich eintraf, kam
mir die Mutter jubelnd entgegen mit der Nachricht, daß der Knabe
gerettet sei. Es ward mir nun folgendes berichtet: Der zehnjährige,
wilde Knabe hatte trotz des Verbotes einen Kahn bestiegen, der auf
einem tiefen Teiche im Garten lag, und hatte, wie Kinder es gern
tun, darin so lange geschaukelt, bis der Kahn umgeschlagen und der Knabe
ins Wasser gefallen war. Ein Gärtner, der in der Nähe arbeitete,
war sogleich in den Teich gesprungen, doch war es ihm erst nach
zehn Minuten gelungen, den Knaben vom Grunde des Teiches herauf-
zuholen. Als die Mutter herankam und den Knaben totenblaß und
leblos auf dem Rasen am Rande des Teiches hingestreckt liegen sah,
gab sie sich der wildesten Verzweiflung hin. Der Ruf nach ärztlicher
Hilfe war natürlich für den Augenblick vergeblich. Die Bewohner
des Gutes eilten von allen Seiten herbei, unter ihnen ein alter
Schäfer, der in dem Rufe stand, allerlei ärztliche Kenntnisse zu be-
sitzen. Dieser machte auch sogleich Vorschläge zu Wiederbelebungs-
versuchen: er riet, das Kind bei den Beinen in die Höhe zu heben
und mit dem Kopf nach unten so lange zu schütteln, bis alles Wasser
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wieder neue Summen an die Weiterbohrung setzen zu können. Schon bis
zu 420 Meter Tiefe — die Durchschnittstiefe ist 270, die größte bisher
erreichte Tiefe 600 Meter — war das Bohrloch fortgeschritten und hatte alle
seine Habe verschlungen, da verkaufte er sein Werk für wenige tausend
Rubel an einen zugereisten Engländer. Dieser arbeitet unverdrossen weiter,
und schon drei Tage später, nach einer neuen Bohrung von nur 8 Faden
schlägt diesem eine prächttge Fontäne entgegen, die in zweimal 24 Stunden
Naphtha im Wert von über 100000 Rubel liefert.
Aus den Behältern von Balanchan6 fließt in unterirdischen oder auch
einfach auf den Erdboden gelegten Röhren das Roh-Naphtha in die Fabriken
der etwa 10 Kilometer entfernten „schwarzen Stadt". Qualmende Schlote,
überrußte hohe Fabrikmauern, mächtige schwarze Reinigungsrohre, durch-
dringend duftende Pfützen und Rinnen, in schmierige Kütel gekleidete Arbetter
zeichnen hier ein ungemein düsteres Bild. Ein Zischen und Pfeifen,
Stampfen und Keuchen tönt aus den Kesseln, wie riesige Herzklappen
schlagen die Ventile.
Recht langwierige Verfahren sind es, durch die man aus dem Roh-
Naphtha die verschiedenen in den Handel kommenden Erzeugnisse durch allerlei
Reinigungs- und Verdichtungsarten zu erzielen weiß. Das vollkommen
gereinigte Erdöl wird in großen runden Eisenblechbehältern bis zur Aus-
fuhr durch eigens gebaute Cisternenschiffe oder durch plumpe Cisternen-
wagen aufbewahrt. Zudem führt eine Naphthaleitung von Baku nach
* Batum am Schwarzen Meere. Sie besteht aus eisernen Röhren von
20 cm Durchmesser und ist 902 km lang.
Ob die Naphthabecken im Schoß der Erde nie zu erschöpfen sind,
ob sie stetig von neuem sich füllen werden, hat die menschliche Wissenschaft
noch nicht zu ergründen vermocht. Stehen eines Tages die gewalttgen
unterirdischen Steinölfabriken still, dann stürzt auch über Nacht Bakus
goldene Herrlichkett zusammen. vr. Groth«.
57. Das Sah im Lichte der Kulturgeschichte.
Wie schon in den frühesten Zetten die Menschen das Salz deshalb
schätzten, weil es die Speisen schmackhaft machte und sie vor Fäulnis
bewahrte, so werden auch gegenwärtig noch ungeheure Mengen von Salz
in der Küche und auf der Speisetafel, sowie zum Einsalzen und Ein-
pökeln verwendet. Doch hat man im Laufe der Jahrhunderte gelernt,
das Salz noch zu manch anderem Zweck zu verwerten. Große Mengen
werden zur Herstellung von Soda benutzt. Das wichtige Chlorgas und
seine Verbindungen: Salzsäure, Chlorkalk und chlorsaures Kali, ge-
winnt man dirett oder indirett aus dem Kochsalz. Wenn es weiter
gilt, Seife zu bereiten, Gerbebrühe für den Weißgerber zum Beizen
herzustellen, die Häute in der Lohgerberei zum „Schwitzen" zu bringen,
wenn Tongeschirre glasiert, Kältemischungen zurecht gemacht, Glas fabriziert,
Schiffsbauholz und Bahnschwellen konserviert werden sollen, so wttd
hierzu und noch zu manch anderem Zwecke Salz verbraucht.
Unsere Vorfahren gewannen dies wertvolle Gewürz, das ihnen in
flüssiger Gestalt in den Salzquellen von der Natur dargeboten wurde, auf sehr
Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. Allg. Teil. 8